Kasseler Hochschulzeitung – Baumbunker und Moorleichen „Es war wohl ein Koreanischer Student“ | Künstler, die in Vergessenheit Geraten

Lebender Raum im Toten Beton | Skulptur auf dem Gelände der Kunsthochschule (foto Publik)

Baumbunker und Moorleichen „Es war wohl ein Koreanischer Student“ | Künstler, die In Vergessenheit Geraten

Viele kennen ihn, aber keiner weiß, wer ihn erbaut hat und was er uns sagen soll. Der Baumbunker auf dem Rasen der Kunsthochschule  (KHS) ist dem Betrachter rund zehn Jahre nach seiner Errichtung ein Rätsel. Aus dem etwa zweieinhalb Meter hohen Betonhaus wachsen vier kleine Bäume – umringt von vier ausgewachsenen Exemplaren. Die hatten schon dort gestanden, bevor ein unbekannter Student die Skulptur anlässlich eines „Rundganges“, wie die Jahresausstellungen der KHS heißen, installierte.
Es war wohl ein Koreanischer Student“, erinnert sich Rolf Lobeck, Professor für Visuelle Kommunikation an der KHS, dunkel.
Stephanie Röhrl von der Pressestelle der KHS weiß, dass der Urheber der Skulptur vermutlich bei Rob Scholte, einem Niederländischen Maler, studiert hat. „Der Professor lehrt aber schon Lange Nicht Mehr in Kassel“, sagt sie. Viele weitere Mitarbeiter der KHS kennen das Kunstwerk, erinnern sich aber zu meist nur daran, dass es rund ein Jahrzehnt Alt ist.
Dass über ein der art prominent platziertes Kunstwerk keine Informationen mehr auffindbar sind, liegt daran, dass die Kunsthochschule bislang kein umfassendes Archiv für studentischen Werke besitzt. Das soll sich ändern. Professor Lobeck arbeitet derzeit an einem künstlerischen Entwicklungsprojekt, in dessen Rahmen eine Datenbank, das „Visuelle Gedächtnis“ erstellt werden soll. In ihr sollen zunächst alle neuen Werke, die im Rahmen des Rundgangs gezeigt werden, bildlich erfasst und mit digitalen Informationen versehen werden. „Später können wir dann auch bereits vorhandene Werke ein arbeiten“, sagt Lobeck.
Der Baumbunker wird warten müssen, bis Technik und Idee des „Visuellen Gedächtnisses“ ausgereift sind und Resourcen für Werke vergangener Zeiten zur Verfügung stehen. Bis dahin darf der Betrachter sich fragen, was sich der Künstler bei den lebenden Bäumen im toten Beton einst gedacht hat.
Offenbar gibt es ein weiteres Werk von ihm in den Räumen der Kunstuni. „Da steht wohl irgendwo noch ein Aquarium mit Moorleiche rum“, sagt Stephanie Röhrl. Noch ein Grund, diesen Studenten endlich zu finden.

Universität Kassel, Publik, Kasseler Hochschulzeitung, Nr. 2, 6. Februar 2007, 30. Jahrgang, Seite 7

http://www.uni-kassel.de/presse/publik/07_02/s7.pdf

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Universität Kassel, Publik, Kasseler Hochschulzeitung, Nr. 2, 6. Februar 2007, 30. Jahrgang, Seite 7