Kunstforum International – Kunstverein Hannover: Pläne, Projekte, Perspektiven

Künstlerhaus | Kunstverein Hannover (foto Kunstforum International)

Eckhard Schneider (rechts), Direktor des Kunstvereins Hannover, im Gespräch mit Gerd Grabenhorst (links) (foto Kunstforum International)

Eckhard Schneider (rechts), Direktor des Kunstvereins Hannover, im Gespräch mit Gerd Grabenhorst (links) (foto Kunstforum International)

Kunstverein Hannover: Pläne, Projekte, Perspektiven

Kunstverein Hannover
Sophienstrasse 2, 3000 Hannover
10511/324594

Eckhard Schneider

Bedingt durch den Wechsel in der Leitung, konnte der Kunstverein Hannover im vergangenen Jahr nur vier Ausstellungen durchführen; von daher kann die relativ geringe Besucherzahl (36.000) nicht mit jener in anderen Kunstvereinen in Relation gesetzt werden. Der neue Direktor Eckhard Schneider war seit 1976 Ausstellungsleiter der Städtischen Galerie Nordhorn, organisierte dort über 50 Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst (u.a. Walter Stöhrer, Franz Erhard Walter, Joseph Beuys, Dieter Krieg) und wirkte auch am Aufbau des Skulpturenweges mit.

In Hannover begann Schneider seine Tätigkeit mit zwei Einzelausstellungen: Henk Visch und Gerhard Merz, und solche Einzelpräsentationen werden auch künftig sein Programm ausmachen: Rob Scholte, Bernhard Prinz, Daniel Buren, Panamarenko. “Dies sind alles Eigenproduktionen mit gezieltem Zuschnitt auf den Kunstverein Hannover.” – „Kunstlandschaft EUropa“ hingegen ist in das Gesamtprojekt der Arbeitsgemeinschaft deutscher Kunstvereine eingebunden, in Hannover werden sowjetische Künstler zu sehen sein. Strukturell setzt Eckhard Schneider auf ort- und raumbezogene Ausstellungen in verschiedenen Disziplinen und Medien, Elektronisches wird dabei aber auch in Hannover nur einen geringen Stellenwert haben. Auf die Frage, welche Projekte er gerne realisiert hätte, aber aus räumlichen, finanziellen oder technischen Bedingungen vorerst zurückstellen muß, nennt Schneider Bruce Nauman, Reinhard Mucha, “Eingang mit zwei Ausgängen”, “Selbstinszenierung und Selbstzerstörung“.

Eckhard Schneider wendet sich klipp und klar gegen die absehbare Zurückhaltung in der Leihpolitik aus konservatorischen Gründen: “Kunstwerke müssen öffentlich bleiben, in den Kellern nutzen sie niemandem.” Dennoch will auch er nicht “endlos lange Wanderausstellungen, sondern spezielle ortsbezogene Präsentationsformen“. So kritisiert auch er die allgemeine Verwurstung im Kulturrummel: “Trotz der zweifellos größeren Bereitschaft, Kultur zu fördern, besteht inzwischen eine starke Tendenz, Kultur zu instrumentalisieren, was im schlechten Fall zur Trivialisierung der Inhalte und Methoden führt.” Hinsichtlich der programmatischen Perspektiven formuliert er plakativ:

Zurück in die Museen und Kunstvereine!

Für die Konzentration auf wenige Projekte!

Für die enge Zusammenarbeit mit Künstlern!

Für die Projekte, die einmalig sind!

Für den Kunstverein als Werkstatt, als erweitertes Atelier für den Künstler!

Für den Diskurs der Künstler untereinander und zwischen dem Künstler und dem Betrachter!

Gegen die Flut von Ausstellungen und deren Beliebigkeiten!

Kunstforum International, Aus Bd. 110, 1990, S. 148

https://www.kunstforum.de/artikel/kunstverein-hannover/

In Memoriam Art Amigo Eckhard Schneider 1943 – 2022

Meer informatie
https://robscholtemuseum.nl/?s=Eckhard+Schneider
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