Frank-Alexander Hettig – Energieën

Luciano Fabro, Gary Hill, Jenny Holzer, Anselm Kiefer,Rem Koolhaas, Jeff Koons, Walter de Maria, Issey Miyake, Bruce Nauman, Sigmar Polke, Rob Scholte, Cindy Sherman, Ettore Sottsass, Frank Stella, Peter Struycken, Robert Wilson

Stedelijk Museum, 8.4. – 29.7.1990

16 Künstler hatten in der Ausstellung „Energieën“ je einen Saal zu ihrer Verfügung. Klassische Malerei und Bildhauerkunst fehlen in dieser Ausstellung, jedoch Design, Mode, Theater und Architektur wurden einbezogen, welche durch Installationen mit Podesten und theatralen Lichtveränderungen zu autonomer Kunst promovieren. Das Konzept des Museumsdirektors Wim Beeren lautet: Gerade weil die Welt der Gestalten in Bewegung bleibt und die neuen Formen nicht innerhalb der konventionellen Kunstgattungen wie Gemälde oder Skulptur zu begrenzen sind, habe ich bewußt die Grenzen nach Architektur, Design und Theater erweitert, wenn bildnerische Faktoren genauso stark erscheinen wie ihre Funktionen.

Schon die Treppe mit dem Läufer und den gebogenen klassischen Marmorskulpturen von Luciano Fabro bewirkt einen statischen und ehrfurchtsvollen Eintritt in die „High Energy Unity“.

Der niederländische Architekt Rem Koolhaas eröffnet die Ausstellung mit einer sukzessiven Folge von unterschiedlicher Raumerfahrung mit seiner Untersuchung der Dynamik von ökonomischen, gesellschaftlichen, politischen und sozialen Prozessen, welche in seinem Entwurf der gigantischen Bibliothèque de France für Paris zum Ausdruck kommt. Die gezeigte Masse des Bauwerks, dessen innerer Teil nicht von der äußeren Bauform bestimmt wird, zeigt sich durch die positiven und negativen Raumeinteilungen. Das Interieur und das Exterieur werden als autonome Projekte gezeigt. Die fünf Bibliotheken erscheinen äußerlich wie ein unzugänglicher Block von Information. Da die Räume den massiven Block im Grunde aushöhlen, können sie jede Form bekommen, unabhängig von den anderen Publikumsräumen und von der Außenform.

Die Installation „Voyage au bout de la nuit“ von Anselm Kiefer zeigt ein Lotflugzeug als Ruine, verbunden mit einer freistehenden Tafel über das Zweistromland. Es gibt jedoch zu viele und zu deutliche Verweisungen durch seinen Gebrauch von Büchern, Schlangen und Papavern.

Diese physische, materielle Anwesenheit haben auch die Rußgemälde von Sigmar Polke, der auf transparentem Glas mit zwei Petroleumlampen malte. Hierdurch kann man den Prozeß des „Malens“ nachvollziehen, aber auch die Vernichtung des Werkes durch die Zeit vorausahnen.

Eine faszinierende Arbeit ist sicher die Video Installation von Bruce Nauman „Clown Torture“ (1987), die älteste Arbeit dieser Ausstellung. Der Clown als intigrierende Metapher für das Künstlertum.

Zwanzig Bronzezylinder, von allen Seiten zugänglich, mit einer Länge von fünf Metern liegen diagonal parallel zueinander. Diese Installation heißt „Apollo’s Ecstasy“. Walter de Maria hat durch seine inszenatorische Qualität einen sakralen Raum der Vollkommenheit geschaffen.

Robert Wilsons Dekor für die Oper „Salomé“ wird von ihrem Kontext isoliert gezeigt. Rob Scholte, dessen „Waterloo“ Strategiepläne in Art eines fluoreszierenden Videospiels an der Wand hängen, bewirken durch den Gebrauch von Namen, anstelle von Kurzweil und Vergnügen, ein Gedankenspiel über die Geschichte und Philosophie. Auch Machtpositionen und Verhältnisse in der Kunstwelt werden hier als strategische Waffen gezeigt. Die Energie als Umwandlung des Raumes wird auch bei dem japanischen Modeschöpfer Miyake deutlich, welcher ein neues Raumgefühl durch einen erhöhten Boden in einem nur barfuß zu betretenen Raum bewirkt. Seine Entwürfe, in diesen Fußboden eingelegt, entbehren jedoch einer persönlichen Ausstrahlung.

Der letzte Saal ist für Jenny Holzers „Laments“ (Wehklagen) reserviert und sicher ihre letzte Aussage: „I want to go to the future please“ auf dem Sarkophag aus Granit zeigt uns die Energie, die für eine Zukunft so wichtig ist. In diesem Saal stehen sieben Sarkophage in Baby, Kinder und Erwachsenen Format, auf denen ihre Aussprüche formatgerecht eingemeißelt sind. Dieselben Texte der „sprechenden“ Toten wiederholen sich in Lichtzeitungen an der Wand, die gegenüber den Särgen hängen. Antike und moderne Kommunikationsmedien verweisen gleichzeitig auf Vergänglichkeit und Sterblichkeit. Die Wahl entsteht zwischen dem statischen, ewigen Text und dem sich bewegenden, vorbeidrehenden Text.

Jeder Künstler ist ein Teil eines „terrific network of High Energy agents“. Jedoch sind in dieser faszinierenden Ausstellung leider auch einige kraftlose Arbeiten vorhanden.

Kunstforum International, Bd. 109, 1990, S. 343

https://www.kunstforum.de/artikel/energien/

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